Zwei Teile einer Geschichte, die sich ergänzen, hier ist einer davon.

Hallo,

falls hier etwas schief gehen sollte, hoffe ich, dass irgendjemand diesen Brief findet und meiner Familie erzählt, wie leid es mir tut, dass ich es nicht geschafft habe. 

Es ist jetzt schon 3 Jahre her als mein Partner und ich auf dem Weg zum Mars den Kontakt auf Grund einer Fehlfunktion unserer Rakete zur NASA verloren haben. Ich hab eine Tochter, die Kate heißt und mittlerweile 29 sein müsste, eine kleine Enkelin, die jetzt 7 ist und eine wunderschöne Frau, die ich über alles liebe. 

Wir haben jetzt das Jahr 2002 und mein Kollege ist letzte Nacht verstorben. 

Er hat kurz nach unserem „Unfall“ einen Herzfehler erlitten und hat jetzt nach drei Jahren endgültig aufgegeben. Ich weiß nicht mehr,was ich tun soll. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so alleine gefühlt. Ich musste gerade meinen Astronautenpartner, guten Freund und bis eben noch einzig lebenden Menschen außer mir aus der Rakete bringen.

Henry hat immer daran geglaubt, dass wir es eines Tages schaffen nach Hause zu kommen, doch jetzt, wo er nicht mehr da ist, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.

Ich werde mein Bestes geben.

In Liebe, Peter Dorsey

Diesen Brief las ich jetzt schon seit sieben Monaten jeden Tag und dachte darüber nach wie es wär, wenn wir nicht abgestürzt wären. Auch wenn ich alles verloren hatte, gab der Brief mir das Gefühl, als könnte ich es schaffen. Als wäre da draußen jemand oder etwas das mir helfen könnte.

Ich kam mittlerweile ganz gut zurecht und versuchte mich mit der Situation abzufinden, auch wenn es mir schwer fiel. 

Ich hatte einen ganz genauen Plan wie ich meine Vorräte einteile und das Essen würde noch genau 6 Monate reichen. Wenn ich es bisdahin nicht nach Hause schaffen würde, würde ich spätestens dann verhungern. Ich versuchte mich abzulenken, indem ich aus den leeren Dosen immer wieder kleine Türme auf und ab baute.

Das einzig Schöne hier oben waren die Sterne und Sternschnuppen, ich sehe jede Nacht ca. 100 Stück. Doch auch das wird nach fast vier Jahren langweilig.

Je länger ich hier war, desto mehr musste ich über meine Familie nachdenken. Ich fragte mich, wie sie jetzt wohl aussahen und was sie tun.

Es war jetzt November und der letzte Monat, für den meine Vorräte reichten, brach an.

Nachdem ich gegessen hatte, schlief ich ein und überhörte dabei fast das Signal, welches auf einmal auf meinem Radar erschien.

Es war ein anderes Raumschiff namens MR-06, das laut Anzeige hier in meiner Nähe sein sollte.

Ich war verwirrt und gleichzeitig glücklich, doch dafür war keine Zeit. Ich musste versuchen Signale zurückzusenden, doch ein paar Knöpfe waren beim Unfall beschädigt worden.

Also versuchte ich näher an das Raumschiff heranzu kommen, doch das funktionierte auch nicht. Ich kramte Lichtsignale aus der Erste-Hilfe-Tasche und schoss sie los in der Hoffnung, dass mich jemand sehen würde. Die Maschine näherte sich und wurde schließlich immer langsamer.

Ich war noch nie in meinem Leben so erleichtert wie in diesem Moment.

Doch als sie neben mir anhielten sah ich, dass es meine Tochter war, die in dem Raumschiff saß!

Ich konnte es nicht glauben. Während mir die verschiedensten Gedanken durch den Kopf schwirrten, schwebte ich zu ihnen ins Raumschiff. 

Ohne etwas zu sagen, fielen wir uns in die Arme. Ich fing vor Glück an zu weinen und konnte es immer noch nicht fassen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich sie jemals sehen würde.

Kate erzählte mir alles von ihrer Tochter Molly und ihrem Mann und zeigte mir Bilder.

Es war erstaunlich wie sie gewachsen war.

Als ich schließlich nach meiner Frau fragte, erzählte sie mir, dass sie kurz nach meinem Abflug an Krebs gestorben war. Ich war fassungslos und realisierte nicht, was sie mir sagte. Vor lauter Aufregung schlief ich nach ein paar Stunden mit gemischten Gefühlen ein.

Zwei Jahre später

Stolz las ich mit meiner Enkelin zusammen den Zeitungsbericht, auf dem stand:

„Die ersten Menschen auf dem Mars!! – Eine erfolgreiche Reise und die Rückkehr des Astronauten Peter Dorsey.“

Wir feierten, lachten und versprachen uns schließlich, nie wieder so lange von einander entfernt zu sein. 

Ende

von Romy

Möchtest du wissen, wie meine Tochter mich gefunden hat?